Leistungsdruck im Glauben
Die Story von Silvana
„Hey Zombie“, riefen mir meine Klassenkameraden hinterher. Ich schielte. Das machte mich zum Gespött. Fast täglich. Trotzdem: Ich wollte zu den coolen Typen gehören, stelle mich in der Pause zu ihnen und gab mich lässig. Ich suchte Anerkennung und Aufmerksamkeit. In den Osterferien besuchte ich einen Schnupperkurs im Rudern. „Du bist gut drauf“, meinte der Leiter und überredete mich dem Ruderteam bei zu treten. Nun hiess es trainieren und nochmals trainieren. Dazu die Wettkämpfe. Eine gewaltige Herausforderung. Es ging mir genauso wie Lea. Bei ihr war es nicht das Rundern, sondern sie war vom Tanzen wie besessen. Nur, sie hatte dasselbe Problem wie ich. Besser, schneller und noch schneller. Mehr Wettkämpfe, mehr Siege. Nur das zählte. Die Weltmeisterschaft muss es sein. Sieg und Aufmerksamkeit, Ruhm und Anerkennung. Das höchste der Gefühle war, wenn die Eltern an den Wettkämpfen dabei waren, ihr zujubelten und Lea dann auf dem Podest stand. Schon am nächsten Tag war wieder Training angesagt. Vorbereiten. Das nächste Rennen. Wieder Ruhm und Anerkennung. Auch bei mir war das so. Gehetzt, gejagt, getrieben. Doch dann plötzlich: Kollaps. Aus Fertig. Kurz vor der Ziellinie der Asthmaanfall. Ich kenterte. Retter fischten mich aus dem Wasser. Das Ende meiner Sportkariere. Das Ende von Anerkennung und Aufmerksamkeit. Vorbei das Training, vorbei das Rampenlicht. Neue Gefühle mussten her. Und wieder: Ich suchte Anerkennung. Diesmal stürzte ich mich ins Nachtleben. Party war jetzt das Zauberwort. Dort fand ich sie wieder: Anerkennung und Aufmerksamkeit. Doch… Eines Morgens wachte ich auf. Ich konnte mich nicht mehr anziehen, nicht mehr aufstehen, keine klaren Gedanken mehr fassen. Was war los? Mittelschwere Depression war die Diagnose. Ich ging weg. Suchte nur noch Ruhe. Abgeschiedenheit. Am Anfang konnte ich nur schlafen, essen und wieder schlafen. Mit der Zeit begann ich zu lesen. Unter anderem auch in der Bibel. Eine Kollegin erklärte mir, dass man mit Gott sprechen kann. Ich versuchte es. „Gott warum das alles?“ Es kam keine Antwort zurück. Vielleicht erwartete ich auch keine. Ich las Stories von Leuten, die in ihrem Leben Scheisse gebaut haben und doch: Gott hat aus ihnen etwas Brauchbares gemacht. Sie mussten nicht halsbrecherische Leistungen erbringen, um Gott zu imponieren. Sie waren sich selber. Sie blieben sich selber. Und Gott hat sie angenommen. Vielleicht gerade deshalb? Diese Erkenntnis machte mich nachdenklich. Kann ich einfach nur die Silvana sein? Ohne von den Anderen bewundert zu werden? Ohne harte Leistungen zu erbringen? Ohne Anerkennung? Von da an versuchte ich mich zu ändern. Genauer: ich liess mich verändern. Logischerweise war nicht von heute auf morgen alles heiter, sorgenfrei und besser. Es dauerte Jahre, bis ich mich akzeptieren konnte. Bis ich merkte, dass ich gut bin wie ich bin. Auch heute ertappe ich mich immer wieder wie ich versuche Anerkennung zu gewinnen. Ich will mich beliebt machen bei Leuten, ihnen imponieren, ihnen etwas vorspielen. Im Gegensatz zu früher merke ich es aber. Nicht immer sofort, aber immerhin. Und dann wird mir klar. Ich bin ich, auch ohne zu spielen. Das genügt.
Silvana Caspani
Wenn Schokolade nach Schabziger schmeckt….
Stell dir einmal vor: Du bist eingeladen an einem Schokoladentest teilzunehmen. Deine Augen werden verbunden und du musst von verschiedenen Schokoladensorten die Sorte auswählen, die dir am besten schmeckt. Nach zwei, drei Proben, wird dir statt Schokolade ein Stück Schabziger in den Mund gelegt. Wie wäre wohl deine Reaktion? Der Geschmack des Glaubens löst je nach Persönlichkeit und Erfahrungen ganz unterschiedliche Gefühle aus. Was für Gefühle und Erinnerungen verbindest du mit den Begriffen „Stille Zeit“, „Mitarbeit in der Gemeinde“, „Gebetsabend“, „Hauskreis“ usw. Schön, wenn alle diese Themen bei dir positive Gefühle wecken. Wie fühlt es sich aber an, wenn sich Schuldgefühle melden und du dem frommen Leistungsdruck nicht gerecht werden kannst? Es lebt sich schlecht mit dem Gefühl nicht zu genügen. Dürftige Schulnoten, enttäuschte Eltern, zerbrochene Freundschaften, keine Lust auf stille Zeit, keine richtigen Freunde. Und immer wieder die quälenden Fragen: Liebt mich überhaupt jemand? Bin ich gut oder schön genug? Was habe ich zu bieten? Werde ich es schaffen? Der Glaube ist oft ganz anders als wir meinen. Jesus hat in verschiedenen Situationen klargemacht, dass er nicht für die Starken, Reichen und Gesunden auf diese Welt gekommen ist, sondern für die Armen, Kranken und Schwachen – für alle die, die am Rande stehen und nicht mehr weiter wissen. Jesus ist anders – ganz anders! Und in Epheser 2,9 steht: „Durch eigene Leistungen kann man bei Gott nichts erreichen. Deshalb kann sich niemand etwas auf seine guten Taten einbilden.“ Ja, du hast richtig gelesen: Durch eigene Leistung – nichts! Auf gute Taten – niemand! Das passt irgendwie nicht ganz in unsere leistungsorientierte (fromme) Welt… Als Jesus seine Jünger berufen hat (meist ganz einfache Leute), gab es kein Bewerbungsgespräch und auch keinen Anforderungskatalog. Sie mussten keine Zeugnisse vorlegen und auch keine Diplome und Auszeichnungen abgeben. Jesus hat sie nicht durchlöchert mit schwierigen Fangfragen. Er hat sie nur aufgefordert: „Komm folge mir nach…“ Das bedeutet nichts anderes als: Lass deine alten Erinnerungen, deine Zweifel, deinen (Glaubens)frust, deinen Leistungsstress usw., hinter dir. Vertraue mir und folge mir nach. Und stell dir vor: Einmal als sie müde und nach einer langen Wanderung das Nachtessen geniessen wollten, kniete er vor seinen Jüngern nieder und wusch ihnen die dreckigen Füsse. Wenn du am Boden liegst, wenn du traurig, schwach oder verzweifelt bist, dann steht Jesus dein Freund vor dir und möchte dir die Füsse waschen. Er möchte dich aufrichten und dir die Sünde abnehmen. Er möchte dich von all deinen Lasten befreien und dich bedingungslos in seine Arme schliessen. Was für ein Gott! Dieses Gottesbild schmeckt besser als Schokolade und es ist echt. Es lohnt sich auch, Jesus nachzuahmen. Er möchte nämlich, dass auch du dich nicht an grossen Idolen – den Starken, Reichen und Schönen – orientierst. Er möchte dich gewinnen als Diener der Schwachen, Ausgestossenen und Verachteten. Als sein Königskind fordert er dich heraus, seinem Vorbild nachzufolgen. Dies führt nicht zu neuem Leistungsdruck sondern zu echter Freude! Fühlst du dich schlecht, gestresst, unbegabt, von Sünde geplagt oder einfach zu weit weg von Jesus, um den vielen Ansprüchen um dich herum zu genügen? Kein Problem! Jesus ist genau für dich gekommen und gerade jetzt für dich da. In Jeremja 31,3 steht: „Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.“ Lass dir doch den Geschmack seiner Liebe und Annahme einmal so richtig auf der Zunge zergehen. Wenn du gerne mit jemandem über deinen „bitteren Glaubensgeschmack“ oder deinen unerträglichen Leistungsdruck reden möchtest, stehen wir dir gerne zur Verfügung. Ruf uns an oder schreib uns einfach deinen Frust vom Herzen. Wir freuen uns!
Fakt ist: Geschmäcker können ganz unterschiedliche Erinnerungen und Gefühle wecken.
Euer Karl Grünenwald
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