Von der Sucht beherrscht Teil 1
Mirjam will abnehmen. Aus dem Wunsch Kilos zu verlieren wird eine heimtückische Sucht. Essen, erbrechen, Partys und Alkohol bestimmen das Leben der Vierzehnjährigen. Das Versteckspiel vor den Eltern wird zum Horror. Mirjam will dem sinnlosen Leben ein Ende machen. Nach einer durchzechten Nacht schlägt sie die Bibel auf. Ein ungutes Gefühl ist ständiger Begleiter, weil ich weiss, dieser Entscheid, fast nicht zu essen, kann nicht Gottes Wille sein. Trotzdem, ich gefalle mir nicht, ich will abnehmen. Meine Kur wird zu Qual, der Hunger zur Folter. Schon immer liebte ich es, gut zu essen. Manchmal halte ich es nicht mehr aus. Unkontrollierte „fresse“ ich in mich hinein. Chips, Schokolade, Joghurt, alles durcheinander. Drei Monate sind vergangen, eine neue Idee beflügelt mich. Essen und gleich wieder alles erbrechen. Damit kann ich in mich hineinstopfen was und so viel ich will und trotzdem abnehmen. Die optimale Lösung, denke ich. Die Freude währt aber nur kurz. Es funktioniert doch nicht. Zudem quält mich mein Gewissen und ich frage mich: Was ist denn überhaupt der Sinn meines Lebens? Warum mache ich das? Ich will etwas erleben: Partys, rauchen, Alkohol und Cannabis gehören jetzt regelmässig dazu. Berauschend, aber keine Erfüllung. Mit meinem Leben geht es berg ab. Mein Essen wird jetzt bestimmt von den Angaben der Anzahl Kalorien auf der Verpackung. Je weniger umso besser. Und ein neues Problem taucht auf. Meine Eltern dürfen nichts merken, weder von der Magersucht noch von meinem ausschweifenden Leben. Die sollen denken: Alles ist in Ordnung. Ein Versteckspiel, dass mich zusätzlich stresst. Langsam aber sicher bricht meine Welt zusammen. Psychisch bin ich am Boden. Soll ich meinem Leben ein Ende machen? Ich verletze mich vorsätzlich und ritze mich bis auf Blut. Wieder auf einer Party, wieder zu viel Alkohol. Mir ist kotz übel. Ich torkle nach draussen, verschwinde im Dunkeln. Mein Bruder und sein Kollege suchen mich. Mein Zustand ist fürchterlich. Das einzige, was meinem Bruder in den Sinn kommt, ist mir zu sagen: „Gott liebt dich trotzdem!“ Mein Schädel schmerzt, brummt und dröhnt, und doch, dieser Satz bleibt sitzen. Ich kann nicht mehr alleine gehen. Zu zweit müssen sie mich stützen. Auf dem Weg nach Hause, es ist bereits Morgen, schiesst ein Gedanke durch meinen Kopf. Es ist ein Vers aus der Bibel: “ Bittet und euch wird gegeben, klopft an und euch wird geöffnet!“ Zwei Tage sind seither vergangen. Heute, seit langem wieder einmal, schlage ich die Bibel auf. Ist es ein weiterer Akt der Verzweiflung oder erhoffe ich mir eine Lösung? 31 171 Verse stehen in der Bibel. Komisch, Zufall oder vielleicht doch nicht? Ich öffne die Bibel genau an der Stelle, wo steht: “ Bittet und euch wird gegeben, klopft an und euch wird geöffnet!“
Mirjam Eggimann
Sie hatten alles: Geld, Ruhm und Ehre. Und doch: Whitney Houston (Sängerin, Schauspielerin) starb 2012 nach über 20 Jahren Drogenabhängigkeit und vielen Entzugsversuchen. Amy Winehouse (Sängerin) wurde mit 28 Jahren dahingerafft. Sie litt jahrelang unter Alkohol- und Drogensucht sowie Bulimie (Ess- und Brechsucht).
Was war der Grund?
Und Sucht betrifft nicht nur die Anderen…
Über die „stoffgebundenen Süchte“ wie Nikotin, Alkohol, Cannabis, Kokain, Extasy usw. wird viel geredet und geschrieben. Die Folgen des Missbrauchs dieser Substanzen sind umfassend bekannt und oft auch sichtbar. Doch es gibt auch die „stoffungebundenen Süchte“, die Verhaltenssüchte, wie Spielsucht, Kaufsucht, Ess- und Brechsucht (Bulimie), Pornografiesucht, usw. Die Phänomene dieser Süchte sind meistens weniger offensichtlich und die Auswirkungen weniger bekannt. Beide Arten von Sucht bestimmen aber das Verhalten der Süchtigen zwanghaft. Dies schädigt nicht nur die eigene Gesundheit, es hat auch schwerwiegende soziale Folgen – meist für alle Beteiligten.
Wie im Film von Lea aufgezeigt, kommt eine Sucht nicht über Nacht. Sie ist keine Krankheit, die man wie eine Grippe oder Erkältung einfängt. «Jede Sucht hat einmal als Suche begonnen» (Andreas Tenzer). Am Anfang stehen vielleicht persönliche Probleme wie Minderwertigkeitsgefühle, falsche Idole, Gruppendruck, Langeweile, zerbrochene Freundschaften, Probleme in der Schule oder in der Familie usw. In all diesen Herausforderungen wird auf ganz unterschiedliche Art nach Lösungen gesucht. Dabei geht es oft darum, Gefühle der Entspannung und des Glücks zu erleben oder sich die ersehnte Anerkennung zu verschaffen.
Am Anfang stehen Spass, Action oder Neugier. Gezieltes Abnehmen, kurzweiliges Gamen, das Suchen nach schönen Frauen im Web oder das Shoppen nach dem Frust. Gerne sagt man sich darüber: Das kann doch wohl nicht Sünde sein, das hilft doch nur über all den aufgestauten Frust hinweg?!
Und tatsächlich, am Anfang scheint der gefundene Ausweg aus einer schwierigen Situation sogar verheissungsvoll zu sein: Es treten positive Gefühle ein oder unangenehme werden verhindert oder ausgeschaltet. Doch diese Phase ist meist sehr kurz. Schneller als man denkt kommt die Macht der Gewohnheit. Es braucht mehr und intensivere Glücksgefühle, sie werden öfter verlangt. Das Leben wir eingeengt und die Umwelt immer mehr abgeschnitten. Die Grenzen zwischen Spass und Abhängigkeit sind gerade bei Verhaltenssüchten sehr fliessend. Wenn sich deine Gedanken immer wieder und immer mehr nach dem «erlösenden Moment» sehnen, steht dem zwanghaften Verlangen bald nichts mehr im Wege. Und genau dieses zwanghafte Verlangen kann wie bei Lea zu heftigen
emotionalen Reaktionen führen und auch negative Auswirkungen auf deinen Körper haben.
Im Stadium der Abhängigkeit, wenn die Sucht ihre Macht über dein Leben gefunden hat, wirst du die Kontrolle über das Suchtmittel komplett verlieren. Dann wirst du nicht mehr in der Lage sein, dein Verhalten zu steuern. Die Macht der Sucht kann sich ungehindert entfalten. Die psychische und seelische Entwicklung wird stark gehemmt und negativ beeinflusst. Gleichgültigkeit, Antriebslosigkeit und innere Unruhe nehmen Überhand – es sind sogar noch weit schlimmere Folgen denkbar.
Gibt es einen Ausweg aus dieser Macht der Sucht? Einfach ist es nicht – aber möglich!
Denn Gott liebt dich, auch wenn die Macht der Sucht dein Leben bestimmt. Er kann dich befreien. Er kann dein Leben wieder froh und frei machen. Entscheidend ist dabei, ob du das überhaupt willst. Im nächsten Film von Lea geht es um Befreiung. Bist du dabei?
Quält dich eine Sucht? Hast du Fragen zu diesem Thema? Kontaktiere uns. Wir sind für dich da. Alles, was du uns mitteilst wird selbstverständlich vertraulich behandelt!
Euer Karl Grünenwald